Liebe Kundinnen, liebe Kunden
Die Gewissheiten bröckeln – und sie bröckeln immer schneller. Wir könnten auch von lieb gewonnenen vermeintlichen Wahrheiten sprechen – oder einfacher gesagt, von der vermessenen Annahme, der Mensch habe die Kontrolle (die Griechen sprachen von Hybris).
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Ja, wir können vieles, was sich tatsächlich nach Allmacht anfühlt: zum Mond fliegen, das Klima unseres Planeten verändern oder ihn mit unseren Atombomben in die Luft jagen. Ja, wir haben die besten Universitäten, Forscher, Ärzte und Hospitäler.
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Aber dann grassiert dieses Virus und dagegen haben wir nichts in der Hand ausser einem Stück Stoff, das wir uns vors Gesicht binden. Das fühlt sich nach Mittelalter an.
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Vielleicht das erste Mal seit dem Ende des zweiten Weltkriegs wissen wir heute nicht einmal, ob es ein Weihnachten geben wird, so wie wir es gewohnt waren – und ich stelle Ihnen in diesem Newsletter neue Geschenkideen vor. Es fühlt sich – wie so vieles andere in diesen Tagen – mindestens unwirklich, wenn nicht zunehmend verstörend an.
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Es ist eine Zeit der Ungewissheit. Sie macht Angst, erzeugt Unverständnis, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Trauer und kostet vor allem sehr viel Kraft – jede und jeden von uns auf ihre oder seine ganz eigene Art und Weise.
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Neulich sass ich im Vorgarten unter der Magnolie. Ich lausche gerne dem Rauschen der Blätter, wenn sich die Zweige im Wind wiegen (das beruhigt mich, und das ist gut, weil ich mich sowieso immer zu viel aufrege). Auf der Strasse vorm Haus blies der Föhn trockenes Laub hin und her. Kennen Sie dieses Geräusch, wenn trockene Blätter über den Asphalt springen? Ein einzigartiges Herbstgeräusch. Da dachte ich: "Wenigstens das ist noch wie immer."
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Manchmal denke ich, vielleicht ist es ganz gut, sich an dem festzuhalten, was man selbst noch kontrollieren kann. Also rühre ich (als Ablenkung und für mein persönliches kleines Gefühl von "wie immer") eben Seife oder arbeite weiter an der neuen Geschenkidee für Weihnachten, die ich mir im Sommer ausgedacht habe, als ich mir deswegen noch keine Gedanken gemacht hatte.
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Entstanden sind die Heiligkreuzer Seifenkästchen, in denen zwei jeweils zueinander passende Seifen Platz finden. Davon gibt es nun drei verschiedene Varianten à 20 Stück mit entweder zwei Bio-Gesichtsseifen, zwei Blüten- und Kräuterseifen oder mit zwei blumigen Duftseifen.
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Das Heiligkreuzer-Seife-Logo auf dem Deckel des Holzkästchens habe ich mit einem Brennstempel aufgebracht. Gefüttert habe ich es innen mit Holzwolle, sodass es die Seifen dort bequem haben und sie bis zum Öffnen nicht verrutschen können.
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Die Holzkästchen selbst sind unbehandelt, sie können also später auch geölt, gebeizt oder bemalt werden. Beschläge und Scharniere sind verschraubt, sodass sie dafür leicht abgenommen werden können.
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Doch damit genug des Profanen, noch einmal zurück zum Eingangsgedanken. Im vergangenen Newsletter habe ich von Demut geschrieben, diesen hier habe ich mit ein paar Überlegungen über die menschliche Hybris begonnen. Sowohl Demut als auch Hochmut beschreiben jedoch – wenn auch gar gegensätzlich – nicht anderes als das Selbstverständnis des Menschen von seiner Rolle in der Welt.
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Selbst die kapitalistische Verwertungslogik kann sich von Regenwaldabholzung bis Massentierhaltung darauf berufen – im Ökonomensprech schrumpfen Schöpfung, Planet und Leben dann zum Euphemismus einer (gesichtslosen) "Ressource", die sich (gar empathiefrei) ausbeuten lässt (Mitmenschen nur allzuoft inklusive).
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Als ansonsten kaum bibelfester Protestant zitiere ich Päpste eher selten, auch finden sie in meinen Newslettern praktisch nie Bibel-Exkurse, doch das mache ich jetzt einmal, denn Franziskus hat kürzlich auf etwas Entscheidendes hingewiesen: Das Schlagwort "Macht Euch die Erde untertan" – in dieser Verkürzung verstanden – ist ein grosses Missverständnis.
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In seiner Enzyklika "Laudato Si’" (Absätze 65. und 66.) stellt Franziskus klar, dass sich das menschliche Dasein auf drei fundamentale Beziehungen gründet: "die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zur Erde." (Wenn Sie nicht religiös sind, überlesen Sie das mit Gott einfach, es spielt für den Gedanken keine Rolle.) Der Sündenfall (also die Hybris) sei das Zerbrechen aller drei dieser Beziehungen: "Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes einzunehmen."
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In der Folge habe der Mensch auch die Schöpfungsgeschichte falsch gelesen. Dort sei zwar durchaus die Rede von "unterwerfen" (Gen 1,28), aber auch davon, die Erde "zu "bebauen" und zu "hüten" (Gen 2,15). "Wir sind nicht Gott", schreibt Franziskus. "Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden." Der Sündenfall bestehe darin, dass "wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte Geschöpfe sind."
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Diese Grenzen zeigt uns schon länger die dräuende Klimakatastrophe auf – und nun ganz aktuell das Virus.
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"Bebauen und hüten", das meint abseits von Religion schlicht: Verantwortung. Sorge tragen für uns selbst und andere – ob Freund oder Fremder – und für unsere Welt.
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Mir scheint das gerade jetzt – sowohl in dieser Pandemie als auch in der Vorweihnachtszeit – ein recht passender und versöhnlicher Gedanke.
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Ich grüsse Sie herzlich aus Heiligkreuz
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