Heiligkreuzer Seife

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Bleib' sauber ohne Palmöl

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Gastbeitrag: Badezimmer-Klassiker unter der Lupe

Gastbeitrag: Badezimmer-Klassiker unter der Lupe

Aus der Lokalzeitung “Sarganserländer”.

Gastbeitrag. Die Lokalzeitung “Sarganserländer” hat im Herbst 2021 eine Ratgeberreihe mit dem Titel “öko-logisch” gestartet, in der Autor/innen aus dem Dorf und der Umgebung mit verschiedenen Aspekten zum Thema Nachhaltigkeit zu Wort kommen. Ich habe – erwartungsgemäss – über Seife geschrieben.

Das Original-PDF der Ausgabe vom vom 23. November 2021 können Sie mit einem Klick auf diese Zeile herunterladen.

Alternativ können Sie diesen Beitrag auch im Folgenden lesen:

 

Der Badezimmer-Klassiker unter der Lupe:
Wie nachhaltig ist feste Seife?

Von Wolfgang Frey*

Gerade feste Seife wird häufig als besonders nachhaltiges und umweltfreundliches Produkt beworben. Im Vergleich zu Flüssigseife und Duschgel stimmt das: Feste Seife kommt ohne Plastikverpackung aus und besteht nicht in der Hauptsache aus Wasser, welches mit der Seife am Ende auch noch transportiert werden muss mit all den damit verbundenen Emissionen. Und: Im Unterschied zu den modernen Flüssigprodukten lässt sich echte Seife prinzipiell komplett aus natürlichen Zutaten herstellen. Allerdings: Auch feste Seife ist nicht automatisch nachhaltig. Es kommt auf die Inhaltsstoffe an.

Woraus Seife besteht

Um Seife herzustellen braucht es nicht viel. Es findet sich alles in der Natur. Die wichtigsten Zutaten sind Fett und Lauge. Werden sie verrührt, spaltet sich das Fett auf in seine jeweiligen Fettsäuren und das von Natur aus enthaltene Glyzerin, anschliessend reagiert die Lauge mit den Fettsäuren zu Salzen, diese Fettsäuresalze sind die eigentlichen festen Seifen. Die Lauge hat man früher hergestellt, indem man Holzasche mit Wasser gemischt und am anderen Tag die Flüssigkeit abgegossen hat. Diese schwache Lauge wurde dann mit gebranntem Kalk noch schärfer gemacht, sodass sie in der Lage war, die Fette tatsächlich zu verseifen.

Eine nachhaltige Sauerei

Es war eine rechte Sauerei und man musste die Seife stundenlang auf dem Feuer im Kessel kochen, dann noch aussalzen, um eine tatsächlich feste Seife zu gewinnen. Dennoch haben das in Mitteleuropa viele Bauernfamilien regelmässig gemacht. Als Fett verwendete man hierzulande ausgekochte Schlachtabfälle, im Mittelmeerraum die ungeniessbaren letzten Pressungen der Oliven. Der grosse Vorteil dieser Art der Herstellung lag auf der Hand: Da man jedes Tier- oder Pflanzenfett verseifen konnte, liess sich Seife aus Abfallfetten herstellen und da alles aus Naturprodukten bestand, war es am Ende auch biologisch abbaubar.

Palmöl und Schlachtabfall

An dieser Stelle kommt es unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten darauf an, welche Fette tatsächlich für eine Seife verwendet werden. Die Industrie setzt nach wie vor auf die billigsten. Das sind vor allem Rindertalg, in der Zutatenliste meist als „Sodium tallowate“ deklariert und Palmöl („Sodium palmate“). Vorteilhaft für die Industrie ist dabei, dass für Seife auch die mindersten Fettqualitäten verwendet werden können – verseifen lässt sich (fast) alles. Da der Rindertalg heute in der Regel nicht vom Bio-Bauernhof von nebenan kommt, sondern aus den Schlachtabfällen der Massentierhaltung und für Ölpalmen – ob konventionell oder teils auch bio – grossflächig Regenwälder abgeholzt werden, sind beide Varianten unter Tierschutz- und Umweltgesichtspunkten nicht unproblematisch. Zudem werden den Fabrikseifen regelmässig umstrittene und schlecht biologisch abbaubare Wasserenthärter wie etwa EDTA sowie künstliche Farben und Düfte zugesetzt, die gerade angegriffene Haut potenziell weiter reizen können, auch wenn sie als kosmetische Inhaltsstoffe freilich zugelassen sind.

Die Zutaten zählen

Ein ausführlicher Blick auf die Zutatenliste lohnt sich also. Hilfreich sind Apps wie „CodeCheck“, welche die lateinisch-englischen Deklarationen auf Deutsch erklären und bewerten. Eine weitere Besonderheit der Fabrikseifen besteht darin, dass das bei der Verseifung entstehende hautpflegende Glyzerin im Herstellungsprozess meist abgeschieden wird, um den wertvollen Rohstoff anderweitig zu verwenden. Letztlich handelt es sich damit bei solchen Seifen um Kernseifen, die stark entfetten und traditionell auch Wäsche gut waschen. Angereichert mit Farben, Düften, womöglich etwas Glyzerin und einem Überfettungsöl liegen sie dann als sogenannte Feinseifen im Drogerieregal. Von Palmöl oder Schlachtabfall liest man auf der Packung nur im ganz Kleingedruckten.

Handwerkliche Produktion

Seife entsteht heute jedoch nicht nur in Fabriken, sondern zunehmend auch wieder in Manufakturen. Dort werden die Seifen meist in kleinen Mengen von Hand kalt gerührt. Bei diesem Verfahren bleibt das hautpflegende Glyzerin in der Seife enthalten, zudem werden die Seifen gezielt überfettet, sodass sie die Haut nicht austrocknen. Für besonders hochwertige Seifen kommen dabei auch wertvolle Öle und Fette wie Mandelöl, Wildrosenöl, Olivenöl extra vergine oder Sheabutter zum Einsatz, oft auch in Bio- und Lebensmittelqualität. Verzichtet wird oft auch auf synthetische Düfte und Farben. Solche mit Naturfarben gefärbten und mit naturreinen ätherischen Ölen bedufteten Seifen sind nicht nur vollständig biologisch abbaubar, sie sind durch das natürlich enthaltene Glyzerin und die Überfettung auch besonders hautfreundlich und pflegend. Spezielle Seifen eignen sich auch für Problemhaut oder fürs Haarewaschen.

Genau hinschauen

Wichtig bleibt aber auch hier der Blick auf die Zutatenliste, denn nicht alle Manufakturen setzen dieselben Schwerpunkte. Bei der Herstellung im Kaltrührverfahren wird Rindertalg mitunter auch als „Tallow beef“ oder „Adeps Bovis“ deklariert, Palmöl als „Elaeis guineensis (kernel oil)“.

Wie nachhaltig ist also feste Seife? Achten Sie immer auf die Zutaten! Vermeiden Sie Palmöl, wenn Sie eine Regenwaldfreundin sind und Rindertalg, wenn Sie Tierschützer oder Veganer sind. Wenn Sie empfindliche, trockene oder angegriffene Haut haben, achten Sie darauf, möglichst überfettete Seifen ohne potenziell reizende künstliche Zusätze zu verwenden – damit Sie nicht womöglich zusätzlich noch eine Crème verwenden müssen.

*Wolfgang Frey ist Gründer und Inhaber der Heiligkreuzer Seifenmanufaktur.


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